Praktikabilitätstestung der magistralen Herstellung von Bakteriophagen zur Therapie septischer Infektionen an der unteren Extremität (PhagoFlow)

Projektbeschreibung

Bakterielle Erreger werden zunehmend unempfindlicher gegenüber dem Einsatz aller Antibiotikagruppen. In Einzelfällen liegen heute bakterielle Infektionen vor, bei denen verfügbare Antibiotika nicht mehr wirken. Dies ist die Motivation, Ergänzungen zur klassischen Antibiotikatherapie zu untersuchen. Eine vielversprechende Methode ist der therapeutische Einsatz von Bakteriophagen. Dabei handelt es sich um Viren, die ausschließlich Bakterien befallen, töten und sehr spezifisch sind: ein Phage kann nur ein Bakterium mit passender Zelloberflächenstruktur angreifen. Phagen werden bisher vor allem im osteuropäischen Raum therapeutisch eingesetzt und in Westeuropa und Deutschland nicht oder nur eingeschränkt angeboten.

 

Das Projekt untersucht, ob die heutigen biopharmazeutischen Möglichkeiten es erlauben, Phagenpräparate in der Krankenhausapotheke individuell auf den Patienten abgestimmt und noch rechtzeitig zum therapeutischen Einsatz zuzubereiten. Projektfokus sind durch multiresistente Erreger infizierte Wunden an Armen und Beinen. In der ersten Phase des Projektes werden aus verschiedenen Quellen Phagen isoliert, charakterisiert und in einer  Phagenbank gesammelt. Nachfolgend werden sie im biotechnologischen Verfahren so produziert, dass sie in gereinigter Form der Krankenhausapotheke als pharmazeutische Wirkstoffkomponente bereitgestellt werden können. Die zweite Projektphase hat die Patientenbehandlung zum Ziel. Zunächst werden Erreger aus dem Wundmaterial eines Patienten auf Phagenempfindlichkeit typisiert und anschließend eine darauf abgestimmte Phagenzubereitung hergestellt. Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 2,6 Millionen Euro gefördert. Laufzeit: 1.4.2019 bis 31.03.2022.

 

Das Projekt liefert wichtige Erkenntnisse über die Phagentherapie als Ergänzung der klassischen Antibiotikatherapie, insbesondere in Fällen, in denen Patienten antibiotisch austherapiert sind. Im Erfolgsfall könnte eine individualisierte Phagentherapie als Leistung der gesetzlichen Krankenkasse etabliert werden.

 

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